Fussball für eine bessere Zukunft

Für die kenianische Ayiera Initiative bedeutet Fussball mehr als Spass und Zertreuung vom harten Alltag. Die Slum Footie League ist Ansatzpunkt und Motivation für Bildung und Entwicklung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen. „Du bist vielleicht in schwierigen Verhältnissen geboren worden, aber du kannst trotzdem dein Talent nutzen!“ ist Gründer Hamilton Ayiera Nganga überzeugt. Wir konnten in Nairobi einen Eindruck davon gewinnen, wie leidenschaftlich sich die Slumbewohner engagieren, um ihre Lebensumstände zu verbessern und das Gemeinwesen zu fördern.

Per Taxi in den Slum

Nach Korogocho gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel und viele Taxifahrer weigern sich, in das Elendsviertel zu fahren. Hamilton Ayiera begleitet uns auf der langen Fahrt von der modernen Innenstadt in den Osten Nairobis. Irgendwann weicht die Asphaltstrasse einem holprigen Fahrweg, rings herum dicht gedrängte, aus rostigen Wellblechstücken zusammengezimmerte Hütten. Abwasser fliesst offen neben dem Weg, überall liegt Plastik herum. 

Die Mehrzahl der Menschen lebt hier von weniger als einem Dollar pro Tag. Die Müllkippe stellt die Haupteinnahmequelle der Bewohner dar. Auf dem blanken Boden werden die Fundstücke aus dem Abfall zum Verkauf ausgebreitet: der eine vertreibt Handyhüllen, der nächste einzelne Schuhe. Auch Essenreste werden aus dem Müllberg geklaubt und weiter veräussert. Jemand bietet ein paar traurigen Gemüsereste vom Ausschuss eines Marktes an. Daneben liegt ein Berg Knochen, der von Fliegenschwärmen umkreist wird. 

„Ich möchte euch etwas zeigen!“ Hamilton springt aus dem Wagen und geht zu einer Gruppe Jugendlicher. Die jungen Männer sind unlängst vom Youth Group Exchange Program der Ayiera Initiative mit Sachspenden unterstützt worden, damit sie sich eine ökonomische Basis aufbauen können. Jetzt verdienen sich die Jugendlichen mithilfe der gesponsorten Sackkarren durch Trägerdienste ein bisschen Geld.  Damit habben sie einen ersten Schritt raus aus der Kriminalität geschafft.

Bildung schafft Perspektiven 

Wir biegen in einen steinigen Seitenweg ab und stehen vor dem imposanten, von der BMZ finanzierten Gemeindezentrum der Ayiera Initiative. Wenige Meter weiter erhebt sich ein gigantisches Müllgebirge, über dem Vögel kreisen. „Normalerweise brennen an vielen Stellen im Abfall Feuer, die sich in der Sonne selbst entzünden.“ berichtet Hamilton. Durch die starken Regenfälle der letzten Wochen bleiben wir heute vom beißenden Rauch verschont. Später, als die Sonne hoch steht, legt sich der durchdringende Gestank von verrottendem Müll über das Areal. 

Seine Kollegen führen uns durch das Gebäude. Alle festen Mitarbeiter sind in Korogocho aufgewachsen. Momentan engagieren sich alle unentgeltlich, da ein Programm des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung demnächst ausläuft und daher die weitere Finanzierung unklar ist. In den Räumlichkeiten herrscht reges Treiben. Aktuell werden ca. 1500 Kinder und deren Familien unterstützt. Ayiera vergibt Stipendien an Kinder, deren Familien sich das Schulgeld nicht leisten können. In der Einrichtung werden zusätzliche Bildungsangebote angeboten, z.B. Förderuntericht, Gesundheitserziehung, Computer-Fortbildung und Kurse zur Gewaltprävention. Sonderveranstaltungen, wie das Slum Footie Tournament und das Destitute Child Event fokussieren jeweils ein besonderes Thema (z.B. ethnische Konflikte, Drogenmissbrauch, Umwelt). 

Aufgrund der grossen Nachfrage beträgt die Wartezeit für ein Training 6 Wochen. Wer es geschafft hat, einen Platz zu ergattern, verpflichtet sich, etwas zum Gemeinwesen beizutragen (z.B. „Community Cleanups“). Die Leitlinien der „Slum Changers“ sind im Innenhof für jeden sichtbar: „Respect, Commitment, Focus, Discipline, Determination, Hope, Persistence, Hardwork.“ (Respekt, Einsatz, Fokus, Disziplin, Entschlossenheit, Hoffnung, Beständigkeit, Harte Arbeit)

Fussballparty im Schatten der Mülldeponie

Hamilton winkt uns eilig weiter, auf uns wartet die Hauptattraktion der Einrichtung. Die Slum Footie League ist der Magnet, der Besucher aller Altersgruppen jedes Wochenende in das Zentrum zieht. Als wir den Bolzplatz betreten, sind wir mitten drin in der Fussballparty: Unzählige Teams sowie eine stattliche Anzahl von Besuchern aller Altergruppen verfolgen die fair aber verbissen geführten Matches. Angeheizt wird das leidenschaftliche Spektakel von einem DJ, der den Platz mit lauten Beats und Rapsongs beschallt. Die deutlich über dem Sportplatz aufragende Müllhalde ist augenblicklich vergessen.

Die Slum Footie League ist eine Liga im wahrsten Sinne des Wortes. Über einen Zeitraum von neun Monaten kicken jeweils 18 Teams in vier unterschiedlichen Altersklassen um „Punkte, Tore, Meisterschaft“. Auf dem lehmig, sandigem Geläuf treten jeweils 4 Feldspieler und ein Torwart zweimal 10 Minuten gegeneinander an – reine Jungs- und Mädchenteams aber auch gemischte.

Das spielerisch-technische Niveau der Kids überrascht uns. Markus hat bald seine Lieblingsspielerin ausgemacht:  ein Mädel, das so herrlich unafrikanisch spielte. Sie hatte offensichtlich Betzenberg-Gene in ihrem Körper. Immer wenn sie an den Ball kam, wurde nicht lange gefackelt und die Pille mit einem kräftigen Wums in Richtung Tor gejagt. Meist aus der Liberoposition!

Sozialer Wandel durch Sport

Zum Abschluss unseres Besuchs wollen die Kinder uns noch zeigen, wieviel Talent in ihnen steckt. “If you want to succeed, you have to work hard“ rappen sie. Das Gelächter ist groß  als wir aufgefordert werden, bei der Tanzgruppe mitzumachen. Danach hat ein Mädchen extra für uns noch ein Gedicht mit dem Namen „Hope“ verfasst. Wir selbst können nur erahnen, wieviel Hoffnung nötig ist, um unter derart schwierigen Lebensverhältnissen die eigenen Potentiale konstruktiv zu nutzen. Hamilton ist fest vom Faktor Sport als Triebfeder für Entwicklung überzeugt. „Wenn wir ein Leben verändern, beeinflussen wir damit viele weitere Menschen positiv“.  Seine Leidenschaft, das ungemein großen Engagement der Mitarbeiter und die vielseitigen Projekte, die Ayiera in Korogocho auf die Beine stellt, haben uns persönlich nachhaltig beeindruckt. 

Unterstützt die Slum Footie League!

Mit Ride4Africa unterstützen wir die Ayiera Initiative im Rahmen der „CARE-Sport-Pakete für eine bessere Zukunft“. Ihr könnt konkret mehrere Grundschul- und Ausbildungs-Stipendien finanzieren und beim Ausbau des Fussballplatzes helfen. Wir freuen sehr uns über jede Unterstützung der Slum Footie League!

 

 

 

9 Kommentare bei „Fussball für eine bessere Zukunft“

  1. na das ist doch ein herrlicher beitrag, um hoffentlich die spenden kräftig anzukurbeln! 🙂

  2. Wirklich bedrückende Lebensumstände, kaum zu glauben, wie darin diese beschriebene Hoffnung und Motivation geschöpft werden kann. Daumen wieder ganz hoch für dieses Projekt und das dort nicht die Mittel ausgehen.

    1. Wohl wahr! Uns hat der Tag in Korogocho noch sehr lange beschäftigt. Was Hamilton dort aufgebaut hat und mit was für einer Passion er die Initiative voran treibt, ist wirklich extrem beeindruckend!

  3. Ina Uehlenbruck sagt: Antworten

    Ich finde es beeindruckend, was den Menschen bleibt, wenn sie scheinbar nichts haben: Hoffnung, Kreativität, Zusammenhalt und Überlebenswille……alles Dinge, die wir mit Geld auch nicht kaufen können. Bleibt die Frage: Wer ist am Ende reicher?
    Danke für die beeindruckenden Einblicke in Eure bewegende Reise und Eure Spendenaktionen.
    Liebe Grüße Ina

    1. Hi Ina, danke für deinen Kommentar. Angesichts der Anstrengungen, die die Slumbewohner auf sich nehmen, kommen mir persönlich viele unserer alltäglichen Probleme absolut banal und völlig überzogen vor! LG

  4. Hi the both of you. Impressive what yoy wrote about Nairobi and the project that is been organised there to get the kids out of the poverty. I also send you an e-mail..in english becuase writing german is a bit tricky. hope you are able to ead that

    groetjes van Rene en Mirjam!!!

    1. We are very happy to hearing from you! If you wpuld like to donate, please use this link:
      https://www.betterplace.org/en/fundraising-events/32216?utm_campaign=ShortURLs&utm_medium=fundraising_event_32216&utm_source=PlainShortURL
      All the best and Greetings to Mirjam!

  5. Idol der Lieblingsspielerin eindeutig Kanonier Rainer B. , natürlich aus
    Kaiserslautern, letzter Verein AvantiBumBum Köln.
    Gruß und noch einmal Prost, ein Mitglied der Ausflugsgruppe ZAKK, Düsseldorf, Konzert u.a. Spermbirds, Love A, vom 07.03.2020, Leitung und Idee Rainer, B, Veranstalter Rookie Records.

    1. Heimwehatacke!!! Ich hoffe, ihr hattet Spass in der verbotenen Stadt! LG

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