Kenias Fussballmärchen

In einem der grössten Slums der kenianischen Haupstadt ist ein kleines Fussballmärchen wahr geworden. Ein junger Strassenfussballer hatte den Traum, mit einem Ball Hoffnung in das schwierige Umfeld zu bringen und bewirkt heute Beachtliches. Wir haben die grosse Ehre, den Gründer der Ayiera Initiative kurz vor unserer Abreise in Köln kennen zu lernen.

Hamilton Ayiera Nganga und Heribert Scharrenbroich sehen etwas verloren aus, als sie aus der Tiefgarage auf den leeren Neptunplatz treten. Möglicherweise treffen sie auf ihrer Deutschlandreise ein deutlich illusteres Publikum als zwei salopp gekleidete Kölner, die ihre private Afrikareise mit einer kleinen Spendenaktion verbinden. Morgen soll Hamilton in der Schweiz auf dem CSR Forum mit den „Role Model Award“ ausgezeichnet werden. Wir freuen uns ungemein, dass beide sich trotz straffem Terminplan die Zeit nehmen, uns kennen zu lernen. 

Bei einem Glas Tee beginnt Hamilton über seine eigene Jugend im Korogocho Slum zu berichten.  Dort leben nach Schätzungen 150 000 Menschen. Für die Kinder sind die Zustände dort besonders schlimm, berichtet er uns. „Die Belastungen dort sind immens. Neben den elenden Lebensverhältnissen sind die Heranwachsenden vielen Risiken ausgesetzt, z.B. HIV/Aids, Drogen, Jugendbanden, sexuelle Gewalt, Frühverheiratung, Prostitution, ethnische Konflikte. Viele Kinder sind traumatisiert.“

Hamilton weiss, wovon er redet: aus Geldmangel musste er die Schule abbrechen und seinen Lebensunterhalt damit verdienen, auf der an das Elendsviertel angrenzenden Müllhalde nach Plastik oder Metallresten zu suchen. Aber er war ein guter Fussballspieler und hatte 2006 das Glück für das kenianische Team beim  „Homeless World Cup“ in Kapstadt zu spielen. Mit 1000 Dollar Preisgeld und einer Mission kehrt der damals 22jährige zurück. Sein Ziel: ein unabhängiges Gemeinwesen im Slum zu etablieren und insbesondere die Lebensverhältnisse der Kinder zu verbessern. „Sport for Social Change“ ist das Motto der Initiative.

Was auf einem provisorischen Bolzplatz begann, kann heute beträchtliche Erfolge vorweisen. „Wir arbeiten in einem Team von 10 lokalen Mitarbeitern erreichen ca. 1000 Kinder und Jugendliche“ berichtet Hamilton. Herzstück des Projekts bildet die „Slum Footie League“, in der 60 Teams mit Jungen und Mädchen unter 14 Jahre mitspielen. Grundbedingung für eine Teilnahme an den beliebten Aktivitäten ist der regelmässige Schulbesuch. So werden den jungen Menschen gleichzeitig soziale Kompetenz vermittelt und Perspektiven für ihre Zukunft entwickelt.  

Mittlerweile wird die Ayiera Initiative unterstützt von CARE Deutschland und der CARE Stiftung „Zukunft für Kinder in Slums“ . 2016 konnte in Zusammenarbeit mit BMZ ein Jugend-und Bildungszentrum  eingeweiht werden. Das Zentrum wird getragen von der Gemeinde und bietet umfangreiches Förder- und Bildungsprogramm an. Elterninitiativen setzen sich für Förderunterricht und „Community Cleanups“ ein. Durch das Engagement der German Doctors Nairobi erhalten die Slumbewohner Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung.

Trotz seiner Erfolge wirkt Hamilton auf mich zurückhaltend, fast schüchtern. Ich frage ihn, wie man das Projekt zusätzlich zu unserer Fundraisingaktion Ride4Africa noch weiter unterstützen könnte. Jede Art von Unterstützung,  auch Sachspenden seien willkommen, lautet die Antwort. Heribert fügt hinzu: „Viele Kinder spielen barfuß oder in Plastikschlappen Fussball.“

Bevor die beiden zu ihren nächsten Termin aufbrechen, lädt uns Hamilton ein, die Initiative zu besuchen, wenn wir in Nairobi sind. „Am besten kommt ihr am Wochenende“, fügt  er schmunzelnd hinzu. „Da ist am meisten los.“ 

 

 

Ein Kommentar bei „Kenias Fussballmärchen“

  1. Ein sehr schönes Projekt. Viel Spaß und alles Gute für Eure Reise.

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