Weibliche Genitalverstümmelung wird in vielen afrikanischen Ländern praktiziert. Obwohl sie in Kenia seit 2011 verboten ist, wird das Innititationsritual in ländlichen Gebieten oft heimlich durchgeführt. Mit Ride4Africa unterstützen wir zwei Internate, die das Motto „Bildung statt Beschneidung“ vertreten. Eine Schule haben wir kürzlich besucht.
Die Capricorn Foundation setzt sich dafür ein, dass Mädchen zur Schule gehen und unternimmt in zwei Internatsschulen konkrete Maßnahmen zum Schutz vor FGM (Female Genital Mutilation) und Frühverheiratung. Im Fokus steht dabei die Versorgung der Mädchen mit Lebensmitteln (Schulspeisung). Eltern, die sich die Unterbringungskosten sonst nicht leisten könnten, sollen so motiviert werden, ihre Töchter möglichst lange zum Unterricht zu schicken. Die Stiftung finanziert ausserdem Schulgebühren für die weiterführende Schulen. Bei Inanspruchnahme verpflichten sich die Eltern die Mädchen bis zum Ende ihrer Schulzeit nicht zu verheiraten bzw. zu beschneiden.
Dank des freundlichen Kontakts mit Gründerin Tanja Gallist und der hervorragenden Koordination ihres Teams konnten wir die Lorubae Primary School besuchen. 2019 lernten dort über 200 Mädchen, viele davon besuchten das Internat. Die Schule liegt an einer staubigen Piste am Rande des Örtchens Archer’s Post im Nordenwesten Kenias. Wir werden vom Schulleiter und dessen Stellvertreter herzlich Willkommen geheissen und durch den gesamten Komplex geführt. Schnell stellen wir fest, dass man hier bemüht ist, mit beschränkten Mitteln möglichst viel zu erreichen.
Als erstes besichtigen wir die Schulküche. Der kleine Raum wird fast vollständig von der Kochstelle ausgefüllt. Es handelt sich hier um einen besonderen, energiesparenden Holzofen. Die Einrichtung liegt in einer wüstenähnlichen Region, wo man mit den vorhandenen Ressourcen nach Möglichkeit sparsam umgeht. Auf dem Herd köchelt gerade ein riesiger Topf mit Bohnen-Mais-Brei vor sich hin – die Hauptnahrung für alle Schüler.
Um eine abwechslungsreichere Kost zu bieten, wurde kürzlich ein Gemüsegarten angelegt. Geschützt vor Tieren und der heissen Sonne spriessen Spinat und Kohl in den Beeten. Auf der limitierten Fläche wird mit verschiedenen Anbau- und Düngemethoden expetimentiert. „Die Kinder haben grossen Spass daran, im Garten zu helfen“ berichtet der Schulleiter. Da die meisten Kinder aus Nomadenfamilien stammen, stellt der Gemüseanbau für sie etwas vollkommen Neues dar. Mittelfristig sollen sie den Garten unter Anleitung von den Schülern weitgehend selbständig bewirtschaften. Mit diesem Projekt soll auch die Eigenverantwortung gestärkt werden.
Ein paar Meter weiter werden auf dem weitgehend schattenlosen Gelände Setzlinge gehegt und gepflegt. „Wir haben mit der Hilfe von Sponsoren schnell wachsende Baumarten angepflanzt. Hier soll ein Platz entstehen, wo die Schüler im Freien ihre Hausaufgaben machen oder sich ausruhen können.“ erklären unsere Begleiter.
Nun geht es weiter zum Mädcheninternat. In Deutschland stellt man sich unter einem „Internat“ meist eine gehobene Lehranstalt vor, hier ist hingegen nur das allernötigste vorhanden. Die Unterkunft für die Mädchen besteht aus einem kahlen Schlafsaal, der mit 30 doppelstöckigen Etagenbetten bestückt ist. Im Nebenraum gibt es eine kleine Aufenthaltsfläche gänzlich ohne Mobiliar. Neben den Schlafstätten verstauen die Mädchen ihre Kleidung und persönliche Gegenstände in einer Blechkiste.
Fünf der 30 Schlafplätze können momentan nicht genutzt werden, da die Eisengestelle kaputt sind. Die Anschaffung neuer Betten würde inklusive der Matratzen ungefähr 700 Euro kosten. Doch die beiden Lehrer teilen uns bedauernd mit, dass dafür das Geld fehle. Dabei ist die Nachfrage nach Internatsplätzen hoch. Die Schule hat aktuell 180 Anfragen, somit bekommt zur Zeit nur jedes vierte Mädchen die Chance, im Wohnheim aufgenommen zu werden.
Zum Schluss besuchen wir noch eine der 8 Klassen. In dem kleinen Raum werden 78 Schüler unterrichtet. Vier Kinder teilen sich einen Tisch, der eigentlich für zwei Schüler vorgesehen ist. Trotz der großen Klassenstärke scheint den Lehrern guter Unterricht zu gelingen, denn die Schule zählt zu den besten der Region.
Tanja Gallist von der Capricorn Foundation zieht ein positives Fazit hinsichtlich der Subventionierung der Schulspeisung. Schriftlich teilt sie uns mit:“ Das ist Motivation für sie [die Eltern] genug, die Kinder zumindest zur Schule zu schicken. Viele haben wohl auch die Wichtigkeit der Schulbildung erkannt und daher kommen die Kinder auch von sehr weit her in der Lorubae School“. Laut dem Schulleiter sind oft die Mütter die wichtigste Triebfeder für die Schulbildung ihrer Töchter.
Wenn ihr diesen positiven Trend unterstützen möchtet, spendet bitte über unsere Aktion Ride4Africa für dieses Projekt.
Sehr gutes und wichtiges Projekt. Die 700 EUR sollten wir doch zusammen bekommen. Auf geht´s!
Unfassbar – für solch offizielle Anlässe führt Herr Körbel sein bestes Hemd mit – Respekt!
Spaß beiseite: ein sehr gutes Projekt!
Dem kann ich mich nur anschließen. In Deutschland macht gerade das Wort “ unglaublich“ einer Frau Alice Weidel die Runde, die damit leider nicht die Zustände in der von Euch beschriebenen Region meint, sondern in Deutschland. Insofern Daumen hoch für Eure Unterstützung und das man was bewegt.