Während in Deutschland die Menschen auf die Weihnachtsmärkte strömen, um sich mit Glühwein aufzuheizen, schwitzen wir in dem in jeder Hinsicht trockenen Sudan. Wir erforschen Pyramiden, treffen auf touristische Paparazzi und werden unfreiwillig Zeuge, wie die neue Regierung mit Panzern Stärke demonstriert.
Khartoum, Sudan, 6703 km
Nach Karima bläst uns die Sahara immer noch heisse Böen entgegen. Aber allmählich zeigt uns die größte Trockenwüste der Erde ein anderes Gesicht. Einige Täler sind mit einem zarten Grünschimmer bedeckt, durch die Hirten mit stattlichen Kamel- und Ziegenherden ziehen. Hier und da spriessen knorrige kleine Bäume neben der Asphaltstrasse. Wir haben die „große Wüste“, deren Ausdehnung etwa der 26-fachen Fläche Deutschlands entspricht, durchquert und erreichen die Sahelzone, den Übergang zu den Feuchtsavannen Schwarzafrikas.
Die seit Jahren anhaltende Wirtschaftskrise im Sudan bekommen wir auch hier zu spüren. Vor den Tankstellen gibt es lange Schlangen und es wird auf der Weiterfahrt zeitweise schwierig, überhaupt Benzin zu finden. Ob dies daran liegt, dass bei der Teilung des Landes der Norden zwei Drittel seiner Ölquellen an den Süd-Sudan verloren hat, bleibt für uns unklar. Zum Glück haben Motorräder an der Tanke Vorfahrt auch wenn der Tankwart ziemlich staunt, dass unsere Adventures jeweils mehr als 20 Liter schlucken. Gut für unser Reisebudget: eine Tankfüllung kostet nur zwei Dollar.
Hinter dem Eisenbahnknotenpunkt Atbara treffen wir auf die vielbefahrene Verbindungstrasse zwischen der Hauptstadt und Port Sudan. Kaum vorstellbar, dass über die öde, hitzeflimmernde Geröllfläche noch bis mindestens zum Ende des 19. Jahrhunderts grosse Sklavenkarawanen zu den Küsten des Roten Meeres zogen. Einige hundert Kilometer später schlingern wir mit röhrenden Motoren über eine tiefe Sandpiste. Wir suchen ein geschütztes Plätzchen, denn wir wollen zum ersten Mal wild campen.
Die Mühe lohnt sich: abends bestaunen wir einen spektakulären Sternenhimmel und bei Sonnenaufgang haben wir das touristischn Highlight des Sudans ganz für uns allein: die Pyramiden von Meroe. Die nubischen Grabstätten von Königen, Königinnen und hohen Beamten des historischen Reiches von Kusch thronen auf einer Anhöhe und sind halb von goldgelben Sanddünen bedeckt. Über dem Gebiet liegt ein so stiller Zauber, dass man sich fast selbst für den ersten Entdecker des Unesco-Weltkulturerbe halten könnte, wenn man nicht durch das unentwegte Rauschen der Fernstrasse zurück in die Gegenwart geholt würde.
In Khartoum vereinen sich der blaue und der weisse Nil zu einem Strom. Überall sonst auf der Welt wäre dieser geographische Topspot ein Touristenmagnet. In der sudanesichen Hauptstadt finden wir an besagter Stelle nur Felder und ein paar Fischer vor, die uns freundlich grüßen. Die mehr als 10 Millionen Metropole umfasst einen Ballungsraum mit äusserst verschiedenartigen Städten.
Innerhalb der Agglomeration ist Omdurman eine quirlige typisch sudanesische Großstadt mit einem gigatischen Souq und einem bunten Kamel – und Viehmarkt. Freitags findet mitten auf einem Friedhof am Sheik Hamed al Nil Mausoleum eine Sufi Zeremonie statt. Zunächst versammelt sich unter großem Tamtam eine bunte Schar in obskuren Kostümen, die mich an den kölschen Karneval denken lässt. Dann tauchen viele Touristen auf, die den tanzenden Menschen und sich drehenden Derwischen in höchst respektloser Weise ihre Kameras direkt vor das Gesicht halten. Nachdem die aufdringlichen Fotografen endlich verschwunden sind, findet die singende und Allah preisende Menge schliesslich doch zu einem gemeinsamen, spirituellen Rhythmus. Grosse Stöcke in den Händen haltend wiegen sich die Menschen vor und zurück in einem grossen Kreis, während die Musik immer ekstatischer wird. Nach dem Ende der Zeremonie steht man noch freundlich plaudernd beisammen. “Das ist der wahre Islam“, strahlt ein junger Student “Wir haben mit Terrorismus nichts zu tun!“
In Khartoum ist der Umbruch, in dem sich das Land aktuell befindet, am stärksten spürbar. Wir sehen erstmals Frauen ohne Kopftuch in einigen Restaurants und begegnen Teenagern, die ihre Meinung trotzig zu Hiphop-Musik aus dem Autofenster brüllen. Die Menschen halten sich zu politischen Themen immer noch stark zurück, sprechen aber über ihre Erleichterung über den Machtwechsel und ihre grosse Hoffnungen für die Zukunft.
Ziemlich mulmig wird uns allerdings, als die Anhänger des Ex-Machthabers al-Bashir gegen dessen Verurteilung demonstrieren. Das gesamte Regierungsviertel ist von Militär abgeriegelt, Panzern und schweren Waffen säumen die Strassen. Unsere Unterkunft liegt direkt am Parlament und dementsprechend nervös sind die Wachleute. Zum Glück bleibt alles ruhig und gegen Abend ist der Spuk vorrüber. Auch im Blue Nile Sailing Club, wo wir unser Zelt aufgeschlagen haben, ist wieder Normalität eingekehrt. Die Clubmitglieder laden uns zu einem köstlichen Abendessen ein, das traditionell gemeinsam aus grossen Schüsseln gegessen wird. Mit Blick auf den Blauen Nil endet ein aufregender Tag in der sudanesischen Hauptstadt friedfertig vielen interessanten Gesprächen.
Gute Fahrt ins neue Jahr und noch viele schöne Erlebnisse wünsche ich euch 👍😊😊🍾🍾
Danke schöööön und auch einen guten Rutsch!
Prost Neujahr und weiter gute Fahrt mit vielen tollen Erlebnissen.
Guten Rutsch ins neue Jahr und passt auf Euch auf.
Machen wir! Dir auch ein frohes Neues und rutsch gut rein!
Guten Rutsch nach Al-Qadarif, wenn die Karte nicht täuscht; sogar ein Bahnhof und Partnerstadt von Eindhoven (wenn Wiki stimmt), bin weiterhin gespannt.
Gruß, ein Eisenbahromatiker und neugieriger Klugscheißer.
🙂 In Al-Qadarif waren wir sogar zwei Male, Blogbeitrag folgt in Kürze! Euch ebenfalls einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr!
Wünsche Euch einen Guten Rutsch ins neue Jahr, und viel Glück weiterhin.
@ Jutta. Was macht dein Motor ?
LG Olli
Margrit ist wild begeistert von euren Reiseberichten, wartet schon auf die Fortsetzung. Nach opulentem Sylvester Fondue und euren good news ist sie jetzt ganz happy und das im zarten Alter von fast 90.
Weiterhin schöne Erlebnisse
Liebste Jutta, Liebster Herr Körbel, auf ein gesundes, lustiges, zufriedenes und vor allem aufregendes 2020! Ganz liebe Grüße senden Christa & Olli 🎇🥳😘
Hallo und einen guten Rutsch. Wie geht es denn den beiden Moppeds, halten die betagten Österreicher bisher durch ?
Gruß Markus vom Team Norddeutschland
Frohes Neues euch aus Kölle !
Hach, die Pyramiden von Meroe würd ich auch gerne sehen *klugscheiß*
Liebe Grüße von Katja
Hallo Weltenbummler,
liebe Jutta, lieber Markus
aus dem leicht winterlichen Menden mit eingefrorenen Autoscheiben und eisumrandeten Blättern auf den Wegen mit schlappen 0 bis +4 Grad, allerherzlichste Neujahrsgrüße – wenn auch etwas spät 🙂 Weiterhin viele bezaubernde Reiseeindrücke, nette Menschen und toitoitoi für eure weiteren Routen und Abenteuer in 2020. Herzlichst Beate HI (bin von deinen/euren Berichten gefesselt und begeistert und lerne noch richtig was dazu !)
Liebste Freunde/-innen, Familie, Kolleg/-innen, es ist soooo schön zu wissen, dass ihr Zuhause an uns denkt! Wir wünschen euch alle ein besonders schönes neues Jahr voll mit guten Erlebnissen, Freude und bester Gesundheit!! Alles Liebe, Jutta und Markus
P.S.: Die betagten Deutschen auf den fast noch ganz frischen Östereichern halten gemeinsam durch :-))
Schön zu lesen, dass es euch gut geht. Wünsche euch ein tolles neues Jahr. Bleibt gesund.